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Abbildung einer von hand gemalten schwarzen Katze namens Paul| Copyright: ANNA BAUERS

Die Abenteuer von Schwarzfell-Paul

von Anna Bauers

Einleitung

Der kleine schwarze Kater Paul wächst in einem Hinterhof mit vielen anderen schwarzen Katzen und Katern auf. Sie haben kein leichtes Leben, weil viele Menschen sie nicht mögen. Dennoch haben sie viel Spaß und hecken so manche Streiche aus. Eines Tages kommt das Gerücht auf, dass sie alle vertrieben werden sollen. Sie sind verzweifelt, aber jetzt kommt Pauls große Stunde, denn er hat eine Idee, wie er seine Katzengemeinschaft retten kann. Ein riesengroßes Abenteuer beginnt …

Leseprobe

… Beide Katzen rannten quer über den Hof, und nach der halben Strecke gaben die Menschen ihre Verfolgung auf. Die Katzen gelangten außer Atem bei Jim am Abfallbehälter an, und nun sah Paul, dass es Knobbler und Dancer waren. „Lass den Knochen, Jim“, sagte Knobbler so laut, dass Paul es in seinem Versteck hören konnte. „Der Fisch hier ist viel besser. Dancer hat ihn genommen. Er kann am schnellsten rennen. Aber doch nicht schnell genug, haha! Sein armer Hintern musste einen Tritt einstecken!“
„Nicht schnell genug!“, maulte Dancer. „Wenn du den Fisch geklaut hättest, hätten sie ihn dir wieder abgejagt. Sie hätten dich ohne Weiteres gekriegt, so fett wie du bist! Und dann hätte nicht nur dein Hintern Tritte abbekommen!“
„In jedem Fall haben sie dein Hinterteil gekriegt!“, antwortete Knobbler. „Tut’s weh?“ „Ein Held kennt keinen Schmerz!“, knurrte Dancer, leckte sich aber verstohlen ein paar Mal über seinen schmerzenden Po.

Die drei machten sich über den Fisch her, und Paul überlegte, wie er wohl auch an etwas Essbares kommen könnte. Knobblers und Dancers Methode schien ihm nicht die aller klügste zu sein. Hier liegt das Fleisch auf den Tischen, dachte er. Und was machen die? Abfallbehälter durchwühlen und in den Behausungen klauen. Wieso nehmen sie es nicht einfach da weg, wo es liegt?

Er schlich hinter den drei toms (Katern) vorbei, die so sehr mit ihrem Fisch beschäftigt waren, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen. Auf einem der Tische in der Nähe hatte eine Gruppe von Menschen, junge menschliche toms und missies (weibliche Katzen), gerade ihr Essen bekommen, und in den Näpfen dampften große Scheiben köstlichen Fleisches. Paul schlich sich leise von hinten an. Die Menschen bemerkten ihn nicht. Sie waren genauso hingebungsvoll mit dem Essen beschäftigt wie Knobbler, Jim und Dancer mit ihrem eigenen. Mit einem Satz sprang Paul mitten auf den Tisch und landete vor dem Napf einer jungen Frau, die schreiend aufsprang und ihren Stuhl umwarf. Er schnappte sich ein saftiges Stück Fleisch mit den Zähnen und wollte gerade wieder herunterspringen, als ein großer, dicker Mensch mit nacktem Gesicht und kurzem gelbem Fell auf dem Kopf, eine riesige Pfote quer über den Tisch nach ihm ausstreckte und ihn am Nackenfell packte. Der Mensch hob ihn hoch in die Luft und lachte. Paul ließ das Fleisch fallen und strampelte verzweifelt. Die anderen Menschen johlten und schrien, und wenn noch pschii (Urin) in ihm gewesen wäre, hätte Paul sich wieder das Fell nass gemacht.

So aber strampelte er nur und versuchte verzweifelt, sich aus dem eisernen Griff der Menschenpfote zu befreien. Er schrie laut und verzweifelt. Doch der Mensch hielt ihn fest und ließ ihn zappeln. Plötzlich fielen die Näpfe auf dem Tisch um, und eine riesige Katze mit schwarzem Fell landete fauchend in der Mitte. Flüchtig bemerkte Paul, dass die Katze schwach sichtbare braune Streifen an den Flanken hatte. „Knobbler!“, wimmerte er. „Das haben wir gleich, Kleiner“, antwortete Knobbler. Fauchend und spuckend drehte er sich im Kreis und startete Scheinangriffe auf die Menschen, die aufsprangen und nun alle ihre Stühle umstießen. Einige ergriffen die Flucht. Der Mensch mit dem gelben Kopffell ließ Paul fallen, und er landete auf allen vier Pfoten zwischen dem umgestürzten Essen. „Los, renn!“, schrie Knobbler, und Paul raste mit ein paar langen Sätzen auf die Rückwand des Hofes zu. Jim und Dancer waren mit ihrem Fisch fertig. Sie leckten sich die Schnauzen und putzen sich flüchtig. Als Paul und gleich darauf Knobbler zu ihnen stießen, hörten sie damit auf und rannten auf den Eingang des schwarzen Loches zu, Knobbler und Paul hinterher. Im Eingang des Loches setzten sie sich aufatmend hin.

„Du bist mir einer“, sagte Knobbler, wobei er sich bemühte, seine Stimme streng klingen zu lassen, aber ohne rechten Erfolg. Paul hatte das Gefühl, dass der ältere tom ihn gar nicht so wenig bewunderte. „Fleisch von den Tischen! Das ist wirklich ein starkes Stück! Vernünftige Katzen nehmen sich etwas aus den Müllbehältern, mutige Katzen klauen vielleicht – vielleicht! – etwas in den Behausungen, aber von den Tischen – das hat noch nie einer versucht, soweit ich mich erinnern kann! Jetzt kommt aber, Jungs, es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden!“

Der Rückweg durch die Unterführung war nicht so schlimm, wie Paul befürchtet hatte. Knobbler ging voraus, und Paul, dicht hinter ihm, brauchte nur seinem Geruch zu folgen. Jim ging hinter Paul und Dancer machte den Schluss. „Du gehst hinten!“ hatte Knobbler ihm befohlen. „Falls uns einer nachläuft und dich noch mal tritt, ist dein Hintern ja inzwischen dran gewöhnt!“ Ohne Widerrede hatte Dancer sich in sein Schicksal gefügt.

Auf der anderen Seite saß Toptail im Gras am Rande des Steinwegs und starrte ihnen mit runden Augen entgegen. „Ihr seid nicht auf dem Nachtstern (Mond)?“, fragte er ungläubig. „Oder seid ihr als Geister zurückgekommen?“ „Du kannst uns ja mal zwicken, dann weißt du, dass wir echt sind!“ brüstete sich Knobbler. „Pah – Nachtstern! Essen waren wir! Schade, dass dein Bruder das Fleisch fallen gelassen hat, sonst hätten wir dir was mitgebracht. Da drüben geht’s drunter und drüber, es wurde wirklich Zeit, dass wir da mal nach dem Rechten gesehen und gründlich aufgeräumt haben.“

Textabschlusspunkt

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